Assistenten auf vier Pfoten: Biomechanische Untersuchungen zur Verbesserung von Blindenführhundegeschirren

Blindenführhunde unterstützen blinde oder hochgradig sehbehinderte Menschen sich gefahrlos sowohl in vertrauter als auch in fremder Umgebung fortzubewegen. Schon im Welpenalter beginnt die zeit- und kostenintensive Ausbildung zum Assistenzhund, welche nach ca. zweieinhalb Jahren, nach Ablegung einer staatlichen Beurteilung, abgeschlossen ist. Teil dieser Ausbildung ist nicht nur die Schulung des Hundes selbst, sondern auch die Zusammenschulung des Hundes mit seiner/seinem zukünftigen Besitzer:in und die Beurteilung der beiden im Team. Die Kommunikation zwischen Hundeführer:in und Hund erfolgt während der Führarbeit über das Brustgeschirr, meist in Form eines Norwegergeschirres, bestehend aus einem horizontal verlaufenden Brustgurt, der an einem verstellbaren Bauchgurt befestigt ist, und einem Bügel. Damit die Bewegungen des Hundes richtig vom Menschen interpretiert werden können, muss ständig ein gewisser Zug über den Bügel und das Geschirr aufrecht gehalten werden. Diese Art der Kommunikation hat das Interesse der Forschung geweckt, da davon ausgegangen werden kann, dass für den Hund besondere Belastungen des Bewegungsapparates entstehen. Das Interesse liegt vor allem darin, den Einfluss des Geschirrs auf den Bewegungsapparat des Hundes zu untersuchen und Lösungsansätze zu entwickeln, um die Gesundheit der Hunde zu erhalten und eine möglichst lange Dienstzeit zu ermöglichen, da die Hunde in der Regel nicht nur als Arbeitstiere, welche den Besitzer:innen einen enormen Mobilitätsgewinn bringen, sondern auch als Teil der Familie angesehen werden und deshalb ein langes gesundes Leben an oberster Stelle steht. Nicht zu vernachlässigen ist hierbei auch der finanzielle Aspekt: Bereits die Ausbildung eines Assistenzhundes kostet in Österreich ca. 30.000 Euro. Weitere Ausgaben, in Form von medizinischen Leistungen, führen zu zusätzlichen finanziellen Belastungen.Die bisher verfügbaren Informationen liefern einige Erkenntnisse über die Auswirkungen von Blindenführgeschirren auf den Bewegungsapparat. Dazu gehören eine geänderte Gliedmaßendynamik der Vorderextremitäten, veränderte kinetische Parameter und eine ungleichmäßige Druckverteilung unter dem Geschirr. Allerdings existieren noch keine umfassenden Studien, welche den Einfluss des Menschen, insbesondere hinsichtlich der Relation zwischen der Größe des Hundes und des Menschen, die den Anstellwinkel des Bügels beeinflusst, betrachten. Auch existieren primär Studien zu den Auswirkungen des Führens auf die Vorderbeine, die Hinterbeine wurden kaum berücksichtigt. Ziel des vorliegenden Projektes ist es daher zu untersuchen, welchen Einfluss das Führen auf die Kinematik der Hinterbeine, die posturale Stabilität und die Pfotendynamik hat. Ebenfalls soll untersucht werden, ob und wenn ja wie sich durch Änderung des Anstellwinkels des Führbügels die biomechanischen Parameter beeinflussen lassen.Die Erkenntnisse können in Zukunft genutzt werden, um für das individuelle Hund-/Mensch-Gespann ein bestmögliches Führgeschirr zu entwickeln.

Klinisches Zentrum für Kleintiere