Stigmatization of a profession? An Empirically Informed Ethical Analysis of Veterinary Work in Slaughterhouses

Kurzbezeichnung
Stigmatization of a profession?
Projektleitung an der Vetmeduni
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.11.2023 - 31.10.2027
Forschungsschwerpunkt
Veterinärmedizinische Ethik und Tierschutz
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Das Projekt ist im Forschungsfeld der veterinärmedizinischen Ethik verortet. Diese fokussiert gegenwärtig auf moralische Fragestellungen, die sich ergeben, wenn Tierärzt:innen nach Entscheidungen im mutmaßlichen besten Interesse eines Tiers suchen und hierbei mit medizinischen Unsicherheiten oder spezifischen Wünschen der Tierbesitzer:innen konfrontiert sind. Anderen tierärztlichen Tätigkeiten bzw. Herausforderungen wird weniger Aufmerksamkeit zuteil. Das Projekt zielt darauf ab, dieses Ungleichgewicht durch einen detaillierten empirischen Blick auf die tierärztliche Arbeit im Schlachthof zu beheben. Als theoretischen Rahmen verwendet es dabei ein sozialwissenschaftliches Konzept, das überraschenderweise noch nicht eingehend mit der Veterinärmedizin in Verbindung gebracht worden ist: das Konzept des „dirty work“. Das Projekt geht von der übergeordneten Hypothese aus, dass Berufe in einem Schlachthof zentrale Kriterien des Konzepts „dirty work“ erfüllen – wobei die tierärztliche Arbeit einen Sonderfall darstellt, der bisher noch nicht untersucht wurde. Unter „dirty work“ werden gemeinhin Tätigkeiten verstanden, über die man gesellschaftlich lieber nicht spricht, die als abstoßend und/oder Verstoß gegen bestimmte Normen verstanden werden. Menschen, die eine solche Arbeit verrichten, erfahren dabei in aller Regel eine körperliche, soziale oder moralische Stigmatisierung. Das Projekt folgt der These, dass die tierärztliche Arbeit in einem Schlachthof dreifach stigmatisiert wird, d. h., dass alle drei Formen vorhanden sind. Die moralische Stigmatisierung muss dabei als eine zunehmende Dynamik verstanden werden, gefördert durch die steigenden gesellschaftlichen Erwartungen an den moralischen Umgang mit Tieren. Während jedoch die in der Forschungsliteratur als typisch beschriebene „dirty work“ oft von marginalisierten, sozial benachteiligten Gruppen mit wenig beruflichen Alternativen verrichtet wird, gilt die Veterinärmedizin im Allgemeinen als prestigeträchtige Tätigkeit, bei der sich die Berufsangehörigen stark mit den Zielen ihrer Arbeit identifizieren. Das Projekt wird dieses Spannungsfeld beleuchten, indem es drei Schlüsselfragen untersucht, nämlich (1) das Ausmaß, in dem Tierärzt:innen, die in Schlachthöfen arbeiten, ihre Arbeit als physisch, sozial und/oder moralisch stigmatisiert erleben; (2) ihre Bewältigungsstrategien; und (3) inwieweit sie ihre Arbeit im Schlachthof in ihr berufliche, veterinärmedizinische Identität integrieren.Das Projekt verbindet Methoden der empirischen Sozialwissenschaft (qualitative wie quantitative Erhebungen) mit einer ethischen Analyse. Im Fokus stehen dabei problemzentrierte Interviews mit österreichischen Tierärzt:innen, die am Schlachthof arbeiten.

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