Pheromonale Effekte bei der Ratte: Der Bruce Effekt

Durch Konfrontation eines frisch befruchteten Weibchens mit einem fremden Männchen kann die Implantation befruchteter Eizellen in die Gebärmutter blockiert werden (Bruce Effekt, BE). Der Trächtigkeitsabbruch wird durch Substanzen im Urin der Männchen vermittelt, die zu einer Kaskade physiologischer Reaktionen führen, welche die Vorbereitung des Uterus für die Implantation von Embryonen verhindern. Peptidliganden von Klasse I Molekülen des Major Histokompatibilitätskomplexes (MHC), welche auch für die individuelle Identifikation von Artgenossen von Bedeutung sind, sowie das Vomeronasal Organ spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Die biologische Bedeutung des BE wird mittels der (i) "anticipated infanticide hypothesis" und/oder (ii) "compatible-genes sexual selection hypothesis" diskutiert. Hypothese (i) legt nahe, dass die Trächtigkeitsblockade dazu dient, die Kosten einer Trächtigkeit zu vermeiden, wenn die Gefahr des Infantizides durch ein fremdes Männchen besteht. Hypothese (ii) sagt, dass eine Trächtigkeit zugunsten einer solchen beendet wird, die zu Nachkommen mit einer höheren Fitness führt. Obwohl der BE seit 1959 bekannt und in zahlreichen Studien an Mäusen untersucht ist, gibt es keine eindeutigen Informationen bzgl. seiner Existenz bei Ratten. Dies ist umso erstaunlicher, als die Ratte neben der Maus das am häufigsten verwendete Labortier ist. Diese Studie soll klären ob der BE bei Ratten existiert. Hierzu werden weibliche Ratten verpaart und direkt nach der Begattung für 4 Tage mit einem Männchen konfrontiert, das entweder den gleichen oder einen anderen Genotyp aufweist wie der Paarungspartner. Als Kontrolle dienen mit ihrem Paarungspartner konfrontierte Weibchen. Die Konfrontation umfasst sowohl eine olfaktorische als auch visuelle und auditorische Stimulation. Zu direktem, physischen Kontakt kommt es nicht. Sollte der BE bei Ratten existieren, wird die Abortrate nach Konfrontation mit einem MHC-fremden Männchen erhöht sein.

Zentrum für Biologische Wissenschaften