Nachweis ausgewählter viraler Erreger bei Hunden mit infektiöserTracheobronchitis (canine infectious respiratory disease) in Österreich.

Die Infektiöse Tracheobronchitis (ITB) des Hundes ist als multifaktorielle, weltweitvorkommende Infektionserkrankung von wesentlicher Bedeutung für den praktischenTierarzt. Der Nachweis und die Bedeutung der jeweiligen beteiligten Erreger war und istGegenstand einer Vielzahl von Studien. Die vorliegende, prospektive Studie hatte zum Ziel,das Vorkommen klassischer [Canines Parainfluenzavirus (CPiV), Canines Adenovirus Typ 2(CAV-2), Canines Staupevirus (CDV)] aber auch erst kürzlich entdeckter Viren [CaninesRespiratorisches Coronavirus (CRCoV), Canines Influenza Virus (CIV)] bei Hunden mit ITB sowiegesunden Hunden im Raum Wien zu ermitteln.Zweihundertvierzehn Hunde mit respiratorischen Symptomen im Sinne einer ITB wurden indie Studie inkludiert. Diese Hunde wurden aufgrund ihrer Haltungsbedingungen in zweiGruppen eingeteilt: Gruppe A beinhaltete privat gehaltene Hunde (n=173), Gruppe B setztesich ausschließlich aus Tieren zusammen, die in größeren Gruppen bzw. in Zwingern (z.B.Tierheimen) gehalten wurden (n=41). Als Kontrollgruppe fungierten 50 gesunde, privatgehaltene Hunde (Gruppe C). Es wurden Tupferproben von der nasalen Mukosa und demTonsillarbereich entnommen. Die gewonnenen Proben wurden mittels konventioneller bzw.Real-time PCR auf das Vorliegen von Virus-spezifischer Nukleinsäure für CPiV, CAV-2, CDV,CRCoV und Influenzavirus A getestet. Bei 31 der 214 Hunde wurde aufgrund der Chronizitätihrer respiratorischen Erkrankung zusätzlich eine Tracheobronchoskopie zur Gewinnung vonBronchoalveolarlavage-Flüssigkeit (BALF) durchgeführt. Diese wurde ebenfalls einerUntersuchung auf oben genannte Viren zugeführt. Darüber hinaus wurden paarigeSerumproben 30 akut erkrankter Hunde mittels indirektem Immunfluoreszenztest auf dasVorliegen von Anti-CRCoV Antikörpern untersucht.Insgesamt konnte im Probenmaterial von 31 der 214 erkrankten Tiere virale Nukleinsäurenachgewiesen werden (14.5%). In Gruppe B (Hunde aus Tierheimen) war die Nachweisratedeutlich höher (24.4%), als in Gruppe A (privat gehaltene Hunde, 12.1%). Das entspricht deranerkannten Meinung, dass die Manifestation und Verbreitung von ITB durch denInfektionsdruck in großen Hundepopulationen gefördert wird. Die erhaltenen Ergebnisseweisen ausschließlich solitäre virale Infektionen aus.22Die höchste Nachweisrate in der untersuchten Population wies CRCoV (7.5%) auf. Auch hierkonnten deutliche Unterschiede für Gruppe B (17.0%) und Gruppe A (5.2%) festgestelltwerden. Fast alle positiven Hunde zeigten einen akuten Krankheitsverlauf (93.7%). ImVergleich dazu waren lediglich 4.0% der Hunde der gesunden Kontrollpopulation CRCoVpositiv. Die serologischen Untersuchungen zum Nachweis eines signifikanten Anstiegs vonAnti-CRCoV Antikörpern in paarigen Serumproben (vierfach oder mehr) wiesen guteÜbereinstimmung mit den erhobenen Nukleinsäure-Nachweisen für CRCoV auf. So konnte beieinem Ausbruch von ITB in einem Hundezwinger bei 76.9% der beprobten Hunde eineSerokonversion nachgewiesen werden. Bei mehr als der Hälfte dieser Hunde wurde darüberhinaus CRCoV-spezifische Nukleinsäure in Proben vom oberen Atmungstrakt detektiert.CPiV wurde in Proben der oberen Atemwege bei 6.5% der untersuchten Hunde nachgewiesen.Diese Nachweisrate ist verglichen mit anderen Studien verhältnismäßig gering und könnte derinsgesamt hohen Impfrate in der untersuchten Population zugrunde liegen. Umgekehrt waren50.0% der positiven Hunde gegen CPiV geimpft. Dieser Umstand unterstreicht, dass eineImpfung gegen CPiV lediglich eine Reduktion der klinischen Symptomatik bewirkt, aber nichtvor einer Infektion mit dem Virus schützt.Bei jeweils einem Hund konnte im Probenmaterial der oberen Atemwege CAV-2- bzw. CDVspezifischeNukleinsäure nachgewiesen werden. In beiden Fällen wurde mittelsSequenzanalyse das Vorliegen eines Impfstammes bestätigt. Keine der gewonnenen Probenwies Influenza-A Virus RNA auf. Erwartungsgemäß ergab die Untersuchung der gewonnenenBronchoalveolarlavage-Flüssigkeiten chronisch erkrankter Hunde keinen viralen Nukleinsäurenachweis.Aufgrund der erhobenen Studienergebnisse ist CRCoV als klinisch relevanter Erreger der ITBin der untersuchten Hundepopulation zu betrachten. CPiV als klassischer ITB-Erreger ist in dervorliegenden Studie verhältnismäßig unterrepräsentiert. In den untersuchten Proben konntenweder CAV-2 noch CDV Feldstämme nachgewiesen werden. Beides ist vermutlich auf dieausgesprochen hohe Impfrate in der Population zurückzuführen und unterstreicht dieRelevanz von Impfungen im Sinn einer Herdenschutzimmunität.