Konfliktvermeidung: welche Strategien werden von im Rudel lebenden Wölfe und Hunde verwendet?

Kurzbezeichnung
Konfliktvermeidung bei Wölfen und Hunden
Projektleitung an der Vetmeduni
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.06.2020 - 30.11.2020
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Das Management von Konflikten ist eine notwendige Fähigkeit für jede soziale Spezies. In der Vergangenheit haben eine Anzahl an Studien bereits gezeigt, dass nicht-menschliche Tiere nach auftretenden Konflikten so-genanntes “Reparatur”- oder Schlichtungs-Verhalten an den Tag legen, d.h. Konfliktpartner demonstrieren freundliches Verhalten in Interaktion mit dem Gegenüber. In Kontrast dazu haben sich jedoch nur wenige Studien mit Konfliktvermeidung bei Tieren vor dem eigentlichen Auftreten des Konflikts auseinandergesetzt. In einigen Primatenspezies zeigen Tiere in Situationen in denen Konflikte wahrscheinlicher sind (z.B. zur Fütterungszeit) eine Zunahme an affiliativem Verhalten gegenüber anderen Individuen. Diese Funde deuten darauf hin, dass zumindest in einigen nicht-menschlichen Primaten die Fähigkeit zukünftige Ereignisse zu antizipieren vorhanden ist. Dies wiederum verhilft ihnen wirksame, Konflikten vorgelagerte Strategien einzusetzen, um Spannungen aufzulösen und die Wahrscheinlichkeit einer Konflikteskalation zu verringern. Sowohl Hunde als auch Wölfe sind hoch- soziale Spezies. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer sozio-ökologischen Umwelt: Im Gegensatz zu Hunden sind Wölfe abhängig von der Kooperation mit Artgenossen. Anderen Studien, die nahelegen, dass kooperative Spezies mit höherer Wahrscheinlichkeit Post-Konflikt-Management Strategien verwenden, folgend, haben wir in vorangegangen Studien beobachtet, dass Wölfe Schlichtungsverhalten nach einem Konflikt an den Tag legen. Im Gegensatz dazu verwenden Hunde eher Vermeidungsverhalten (d.h. dem Konfliktpartner fern bleiben). In der vorliegenden Studie vergleichen wir Pre-Konflikt-Strategien von Wölfen und Hunden am WSC, in dem wir den Tieren vorhersehbare Konfliktfördernde Situationen präsentieren («angekündigtes» Füttern). Basierend auf vorangegangenen Ergebnissen erwarten wir, dass Wölfe eine Zunahme an affiliativen Interaktionen (“affiliative Strategien”) vor der angekündigten Fütterung zeigen. Hunde hingegen werden entweder keine Veränderung im Verhalten oder eine Zunahme in der Entfernung zwischen den Individuen («Vermeidungsverhalten») vor der spannungs-geladenen Fütterungseinheit an den Tag legen. Wenn beide Strategien beobachtet werden, und sie tatsächlich die Funktion haben Konflikte zu vermeiden, lautet unsere Voraussage, dass diese Strategien häufiger in angekündigten als in unangekündigten Fütterungseinheiten auftreten (Test- vs. Kontrollbedingung). Des Weiteren erwarten wir, dass die Verwendung der jeweiligen Strategie die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens aggressiver Interaktionen, die während der Fütterung auftreten, verringert. Die Ergebnisse sind insbesondere relevant für das Tiermanagement in Zoos und Parks, da Kenntnis über das Vorhandensein von Konfliktvermeidungsstrategien in einer Spezies bei der Ermittlung helfen kann, ob reguläre, festgelegte Fütterungspläne zu bevorzugen sind oder nicht. Des Weiteren kann diese einfache Testmethode problemlos auf andere Spezies angewendet werden, um deren Konfliktvermeidungsfähigkeiten zu evaluieren.

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