Nachweis der Nachhaltigkeit der Wiederansiedelung desHabichtskauzes (Strix uralensis) in Niederösterreich

Kurzbezeichnung
Habichtskauz NÖ 21-23
Projektleitung an der Vetmeduni
Art der Forschung
Angewandte Forschung
Laufzeit
01.07.2021 - 30.06.2024
Forschungsschwerpunkt
Verhaltensbiologie und -ökologie
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Die Wiederansiedlung des Habichtskauzes in zwei Regionen Niederösterreichs gilt mittlerweile als wissenschaftliches Best Practice Modell. Eine tatsächlich langfristig nachhaltige und erfolgreiche Wiederansiedlung muss jedoch erst evaluiert werden. Der Nachweis der Nachhaltigkeit kann erst erbracht werden, wenn die etablierte Population über mindestens eine Lebensspanne hindurch wissenschaftlich begleitet werden konnte. Erst dann lässt sich die Demographie der Brutvögel sowie das längerfristige Geschehen in der Populationsdynamik und die nachhaltige Selbständigkeit des Bestandes evidenzbasiert nachweisen. Das Alter der ersten wieder angesiedelten Individuen erreicht in der bevorstehenden Projektlaufzeit die Seneszenz, womit im Laufe dieses Projektes die Chance besteht, eine gesamte Lebensdauer zu überblicken und eine Evaluierung auf Nachhaltigkeit durchzuführen.Da alle freigelassenen Individuen aus einem begrenzten Zuchtprogramm stammen, erhebt sich die Frage nach dem Risiko einer Inzuchtdepression. Aus den im vorangegangenem Projekt erhobenen Daten wird klar, dass die genetische Heterogenität weiter ausgebaut werden muss. Andernfalls tritt vermutlich bald Inzuchtdepression besonders in eingegrenzten Lebensräumen auf, in denen die genetische Variabilität einer Population eingeschränkt ist und es leicht zu einer genetischen Flaschenhalssituation kommen kann. Inzuchtdepression sorgt dann für eine rasche Reduktion der allgemeinen Widerstandsfähigkeit und für eine vermehrte Anfälligkeit von Infektionskrankheiten. In weiterer Folge degeneriert die Population rasch aufgrund zunehmender Erbfehler. Die Manifestation einer Inzuchtdepression zeigt sich erst nach einiger Zeit, sodass auch bei an sich guter Ausgangslage und optimalen Einflussfaktoren eine längerfristige Überwachung der Populationen und der genetischen Diversität unumgänglich ist, um eine evidenzbasierte Aussage über die Vitalität und Resilienz der Population treffen zu können.Zur Analyse der genetischen Konstitution der Population ist die Identifikation im Freiland lebender Habichtskäuze Voraussetzung. Die Identifikation der Vögel erfolgt primär über Mauserfedern und deren genetische Analyse. Für das Aufsammeln der Proben könnten niederschwellig auch angeleitete Laien im Rahmen der von „Citizen Science“ eingesetzt werden. Mit der gewonnenen DNA lassen sich Elternvögel identifizieren und Verwandtschaftsgrade darstellen. In weiterer Folge können wir daraus eine genetische „Diversitätskarte“ erstellen, mit der sich letztlich auch das Risiko einer drohenden genetischen Verarmung abschätzen lässt.Bei gutem Fruchtbarkeitserfolg ist eine Ausweitung der Brutgebiete zu erwarten. Hier besteht das langfristige Ziel, einen dauerhaften Korridor zwischen nördlichen Vorkommen in Bayern und der Tschechischen Republik und entsprechenden Revieren in den südlichen Bundesländern bzw. den südlichen Nachbarländern Österreichs zu etablieren. Das Waldviertel bietet sich längerfristig als geeignetes Erweiterungsgebiet an. Ziel des Korridors ist ein natürlicher Gen-Austausch zwischen den Regionen. Er gewährleistet den Erhalt und die Erhöhung der genetischen Diversität und damit die natürlich Resilienz des Habichtskauz-Vorkommens in (Nieder)Österreich, aber auch in grenzüberschreitendem Ausmaß in den europäischen Nachbarregionen. Mit diesem Projekt wird der Versuch unternommen, diesen Korridor durch Bewusstseinsbildung, Nisthilfen und Monitoring zu forcieren bzw. seine Eignung nachzuweisen.

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