Sozioökologie freilebender Hunde
Kurzbezeichnung
Socioecology of free-ranging dogs
Projektleitung an der Vetmeduni
Einrichtung Vetmeduni
Geldgeber
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.01.2023
-
31.12.2025
Forschungsschwerpunkt
Verhaltensbiologie und -ökologie
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Sozioökologische Erklärungen des Sozialverhaltens von Tieren erscheinen logisch zwingend und haben große Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber auch Kritik aufgrund inkonsistenter empirischer Befunde. Diese Inkonsistenzen wurden weitgehend durch den Fokus auf taxonspezifische sozioökologische Hypothesen behoben, welche z.T. auf unterschiedlichen Terminologien beruhen und die Entwicklung eines universellen Konzepts behindern. Wir werden zunächst Hypothesen über die Sozioökologie bei Primaten und Karnivoren (das sozioökologische Modell SEM und die Ressourcendispersionshypothese RDH) integrieren, indem wir sie in die gleiche Terminologie übersetzen und dann neue Perspektiven und Vorhersagen ableiten. Wir werden des weiteren einen sehr umfassenden Datensatz anwenden, um die Gültigkeit beider Konzepte kritisch zu testen und wie sie integriert werden können. Insbesondere werden wir untersuchen, wie a) das Potenzial der Futtermonopolisierung den sozialen Despotismus (SEM) beeinflusst, ob b) diese Beziehung durch soziale Toleranz abgeschwächt wird, wie c) soziale Toleranz mit Verwandtschaft, sozialen Bindungen und sozialer Abhängigkeit voneinander aufgrund der Notwendigkeit kollektiven Handelns (SEM) zusammenhängt, und ob d) die Auswirkungen der Fluktuation der Futterverfügbarkeit auf die Gruppen- und Gebietsgröße soziale Toleranz oder Intoleranz (d.h. Vertreibung) widerspiegeln. Wir werden detaillierte Daten über 7 Gruppen von freilaufenden Hunden (keine Haustiere) in Marokko sammeln. Freilaufende Hunde zeigen eine hohe soziale Flexibilität, die mit dem Fehlen mehrerer wichtiger sozioökologischer Faktoren wie dem Risiko von Raubtieren und Kindstötung zusammenhängt, was es auch ermöglicht, die verbleibenden Faktoren besser aufzudröseln. Unsere Studiengruppen repräsentieren Sozio-ökologische Kontraste entlang der drei Dimensionen, die von den Hypothesen (sozialer Despotismus, soziale Toleranz und zeitliche Fluktuation der Futterverfügbarkeit) überspannt werden, was es uns ermöglicht, integrierte Vorhersagen entlang aller drei Dimensionen zu testen. Wir werden detaillierte Daten zur Nahrungsökologie (7 Aspekte des Futtermonopolisierungspotenzials plus Futterverfügbarkeit) und zum Sozialverhalten aufnehmen (Fokustierprotokolle und groß angelegte Proximity-Scans, die das gesamte Gebiet abdecken), begleitet von einem Index der körperlichen Verfassung und analysen stabiler Haarisotopen (um individuelle Unterschiede im Zugang zu Nahrung in Bezug auf Quantität und Qualität anzugehen), DNA-Analyse (Verwandtschaft) und GPS-Daten (Größe des Home Range). Wir sind Vorreiter bei der Integration der sozioökologischen Theorien von Primaten und Karnivoren in ein einziges Framework und bei der umfassenden Erforschung dieses neuen Frameworks. Unsere Studie wird neue Einblicke in die Flexibilität und Beschränkungen der Sozioökologie von Säugetieren und in die allgemeine Gültigkeit des Konzepts liefern. Die Erforschung freilaufender Hunde wird die Domestikationsforschung und grundlegende Fragen der öffentlichen Gesundheit voranbringen.