Identifizierung eines neuen posttranskriptionellen regulatorischen Elements
Kurzbezeichnung
Posttranskript. Regulator
Projektleitung an der Vetmeduni
Einrichtung Vetmeduni
Geldgeber
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.02.2013
-
31.10.2017
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Post-transkriptionelle Regulation (PTR) der Genexpression ist ein wichtiger Mechanismus für die Kontrolle der Expression, sowohl zellulärer, als auch viraler, Gene. Einige Schlüsselerkenntnisse zur PTR der Genexpression wurden am Retrovirusmodell gemacht. Der Schwerpunkt dieser Studie liegt auf der PTR eines komplexen murinen Beta-Retrovirus, dem Murinen Mammatumor-Virus (MMTV). MMTV kodiert für ein Rev-ähnliches Protein, Rem, welches an das Rem-responsive Element (RmRE) bindet und den Export intron-hältiger viraler RNA aus dem Kern bewirkt. Im Gegensatz zu anderen komplexen Retroviren, wie etwa HIV-1, scheint das akzessorische Protein nicht für den Nukleus-Export von teilweise gespleißter env mRNA notwendig zu sein. Wir schlagen stattdessen eine Alternative vor, in der die Anhäufung der MMTV RNA im Cytoplasma von einem am 5'-Ende lokalisierten cis-aktiven Element (vorläufig als MPPE bezeichnet) vermittelt wird. Dieses Konzept wird unterstützt von kürzlich gemachten Beobachtungen, wonach i) die Deletion des MPPE (im Gegensatz zu RmRE) aus Env-subgenomischen Expressionkonstrukten zum Verlust von env mRNA im Zytoplasma transfizierter Zellen führt und ii) die Insertion des MPPE in ein HIV-1 gag/PR-Reporterkonstrukt der Aktivität inhibitorischer Signale, die für die Anhäufung der HIV-1 gag/PR-mRNA im Kern verantwortlich ist, entgegenwirkt und effiziente Lokalisation des Transkripts im Cytoplasma erlaubt. Strukturvorhersagen für MPPE beschreiben eine Faltung in eine lange "stem loop"-Struktur am 5'UTR/env(rem)-Übergang. Die generelle Anordnung von MPPE erinnert an das "constitutive transport element" (CTE), das für MPMV beschrieben wurde, und bestärkt die Wichtigkeit dieser Sequenz. Im Gegensatz zum CTE bindet das MPPE nicht direkt an Tap, den wichtigsten Kernexportrezeptor. Unsere Anstrengungen, MPPE-bindende Faktoren zu isolieren, resultierten in der Identifikation zweier zellulärer Proteine, die eine konservierte Kälteschock-Proteindomäne enthalten: Y-Box binding protein (YB-1) und DNA-binding protein A (DBPA). Diese Proteine sind multifunktionelle Proteine, die mit DNA/RNA interagieren, zwischen Nukleus und Cytoplasma wechseln und die Expression verschiedener Gene beeinflussen können. Das Ziel unseres Projektes ist es, die vorläufigen Daten zu konsolidieren und auszuweiten um das Modell zu bestätigen, wonach zwei unterschiedliche RNA-Elemente für die zytoplasmatische Anhäufung von MMTV-Transkripten verantwortlich sind. Im Laufe des Projektes werden wir zusätzliche Einsichten in die Abläufe der MPPE-abhängigen Verstärkung der Genexpression erhalten. Funktionelle Grenzen werden definiert werden, und die parallele Analyse von RNA-Strukturen (PARS) zur genaueren Bestimmung des M-fold-basierten MPPE Konformationsmodells soll durchgeführt werden. Desweiteren soll die Rolle der an GC-reiche Elemente bindenden Proteine YB-1 und DBPA im Hinblick auf die PTR der Expression von MMTV und zellulären Genen untersucht werden. Die Lokalisation des MPPE am 5'-Ende spiegelt die Position eines kürzlich beschriebenen Kernexportelementes wieder, welches die Anhäufung von Transkripten sekretorischer Proteine im Zytoplasma bewirkt. Ein zellulärer RNA-Export-Adaptor dafür konnte bis jetzt nicht identifiziert werden. Da dieser Faktor DNA-Abschnitte, die arm an Adenin sind erkennen sollte, und YB-1 GC-reiche Abschnitte favorisiert, scheint es sinnvoll anzunehmen, daß die Kälteschockdomänen beinhaltenden Protein diese Adaptoren darstellen könnten, und mit den Signalsequenz kodierenden Abschnitten interagieren und somit Kernexport von mRNAs sekretorischer Proteine bewirken können. Zusammenfassend betrachtet glauben wir, daß das vorgeschlagene Projekt neue Aspekte der post-transkriptioneller Regulation von Genexpression aufzeigen kann. Das neu gewonnene Wissen könnte auch für zukünftige Anwendungen, wie der Verbesserung von Gentherapievektoren und Expressionsplasmiden, von Bedeutung sein.