Vertikale soziale Übertragung der Mensch-Nutztier-Beziehung

Kurzbezeichnung
Transmission of animal–humanrelationship
Projektleitung an der Vetmeduni
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.03.2022 - 28.02.2026
Forschungsschwerpunkt
Verhaltensbiologie und -ökologie
Projektkategorie
Verbundprojektt mit externen Partnern
Abstract
Die Tier-Mensch-Beziehung, d. h. die emotionale Wahrnehmung des Menschen durch das Tier, ist für das Wohlergehen von Nutztieren von großer Bedeutung und beeinflusst auch die Produktivität. Eine positive Tier-Mensch-Beziehung kann Stress verringern und positive Erfahrungen und damit eine gute Lebensqualität ermöglichen. Freundliche Interaktionen (z. B. Streicheln, beruhigendes Sprechen oder Füttern) verbessern die Tier-Mensch-Beziehung effektiv, können jedoch zeitaufwändig sein, da sie meist mit einzelnen Tieren stattfinden. Die vertikale soziale Übertragung (die Weitergabe von Informationen oder Verhaltensweisen zwischen den Generationen, häufig von der Mutter auf die Nachkommen) kann eine effizientere Möglichkeit sein, um die Tier-Mensch-Beziehung von Jungtieren zu verbessern und möglicherweise mehrere Tiere pro Interaktion zu beeinflussen. Rinder und Schweine gehören zu den wichtigsten Nutztier-Arten, und bei beiden Arten gibt es Hinweise auf eine vertikale soziale Übertragung von Nahrungspräferenzen. Ihre Phylogenie, die Anzahl der Jungen pro Geburt und die Art der Jungenaufzucht unterscheiden sich jedoch erheblich, so dass Ergebnisse von einer Art auf die andere nicht übertragbar sind. Wir werden die Hypothesen testen, dass sich die Beziehung von Kälbern und Ferkeln zu Menschen verbessert, wenn sie freundliche Interaktionen zwischen ihren Müttern und Menschen beobachten, und dass dieser Effekt mit dem Verhalten der Muttertiere gegenüber der Person zusammenhängt. Wir werden auch mögliche Auswirkungen auf die Produktivität untersuchen. Da einige Aspekte der Tier-Mensch-Beziehung vererbbar sind, werden wir Ammen-Aufzucht einsetzen, um genetische Effekte auszuschließen. In der Studie an Kälbern wird jede Ammenkuh mindestens zwei Versuchskälber aufziehen, die unterschiedlichen Behandlungen zugeordnet werden: Beobachtung freundlicher Interaktionen zwischen einer Person und der Ammenkuh (OBS) und Anwesenheit einer Person (PRES; Kontrolle für direkte Habituation an die Person). In der Studie an Ferkeln werden alle Ferkel, die von einer Amme aufgezogen werden, einer von drei Behandlungen zugeordnet: OBS, PRES oder einer minimalen Behandlung, die nur den Kontakt während des Routine-Managements umfasst (MIN; zur Einschätzung des Effekts von OBS und evtl. auch PRES). Wir werden die Beziehung der Nachkommen zum Menschen anhand ihres Annäherungs- und Ausweichverhaltens und ihres affiliativen Verhaltens gegenüber Menschen sowie anhand der Speichel-Kortisol-Reaktion auf das Handling durch Menschen bewerten. Weiterhin werden wir die Gewichtszunahme erfassen.Unser Projekt wird die erste systematische Untersuchung der vertikalen sozialen Übertragung der Tier-Mensch-Beziehung sein. Der Effekt der sozialen Übertragung ist möglicherweise größer und länger anhaltend als der Effekt direkter Interaktionen von Menschen mit Jungtieren. Die Informationen werden eine wichtige Lücke im Wissen über die Tier-Mensch-Beziehung füllen und wahrscheinlich einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Wohlergehens von Nutztieren leisten. Das Projekt wird von Dr. Stephanie Lürzel geleitet, die der Gruppe von Prof. Susanne Waiblinger am Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung der Veterinärmedizinischen Universität Wien angehört.

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