Reproduktion und Winterschlaf beim Siebenschläfer

Kurzbezeichnung
FWF Winterschlaf bei Siebenschläfer
Projektleitung an der Vetmeduni
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.01.2008 - 01.01.2011
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Bestimmte Ökosysteme, wie etwa Europäische Laubwälder, sind durch "Ressourcenpulse" gekennzeichnet. Diese werden durch die Mastjahre der Bäume, die sich mit intermediären Jahren und Jahren des Fruchtausfalls abwechseln, verursacht. Siebenschläfer sind als Samenfresser sehr gut an diese fluktuierende Nahrungsverfügbarkeit angepasst. So können sie Mastjahre vorhersehen, produzieren ihre Jungen genau zum Zeitpunkt des maximalen Nahrungsangebots und zeigen einen kompletten Ausfall der Reproduktion in Jahren ohne Samenproduktion. Darüber hinaus zeigen Siebenschläfer einen ausgeprägten Konflikt zwischen Fortpflanzungsaufwand und künftigen Überlebenschancen und können mehrere Jahre "abwarten" bis die Umweltbedingungen für die Reproduktion günstig sind. Siebenschläfer stellen daher ein ideales Modell zur Untersuchung der Anpassung von Lebenszyklus-Strategien an Nahrungspulse dar. Einige Aspekte der Ökologie des Siebenschläfer sind bis jetzt noch völlig ungeklärt: Welche Umweltsignale nutzen Siebenschläfer um Mastjahre vorherzusehen und ihre sexuelle Aktivität darauf einzustellen? Wie beeinflussen Faktoren wie Kondition, Alter und vorangegangene Reproduktion die individuelle Fortpflanzungsentscheidung in Jahren mit intermediärer Samenverfügbarkeit (also die Frage: reproduzieren oder nicht reproduzieren)? Auf welche Weise beeinflusst Reproduktion die Überlebenswahrscheinlichkeit? Gibt es einen Effekt der Reproduktion auf Dauer und Muster des Winterschlafs und auf die Überlebenschancen im Winter? Wir planen, diese Fragen in einem dreijährigen Projekt zu untersuchen, das eine Fang-Wiederfangstudie im Freiland mit Messungen der Körpertemperatur während des Winterschlafs in semi-natürlichen Außengehegen kombiniert. Durch regelmäßige Nistkastenkontrollen können wir Kondition, Alter, sexuelle Aktivität in beiden Geschlechtern (Östrus bzw. Hodengröße), bei Weibchen auch den Reproduktionsaufwand (Wurfgröße) erfassen, sowie Überlebensraten in Sommer und Winter vergleichen. Weiters werden wir mit Hilfe implantierter Miniatur-Datenlogger Körpertemperaturverläufe im Winterschlaf registrieren um festzustellen, ob diese Verläufe vom vorangehenden Reproduktionsaufwand beeinflusst werden. Die Ergebnisse der Freiland Studie werden wir nutzen um sog. Sensitivitätsanalysen der vitalen Raten zu berechnen und um die Effekte von Ressourcen-Pulsen auf die langfristige Populationsdynamik zu modellieren. Weiterhin planen wir, unsere Ergebnisse mit Daten anderer Langzeitstudien an Siebenschläfern unter milderen klimatischen Bedingungen zu vergleichen und um die Effekte möglicher Änderungen in der Häufigkeit von Mastjahren (verursacht durch globale Erwärmung) auf die Wachstumsrate von Siebenschläfer Populationen zu modellieren.

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