Das "Prinzip des besten Interesses" in der Kleintiermedizin

Kurzbezeichnung
The Best Interest Principle
Projektleitung an der Vetmeduni
Art der Forschung
Grundlagenforschung
Laufzeit
01.01.2026 - 31.12.2029
Forschungsschwerpunkt
Veterinärmedizinische Ethik und Tierschutz
Projektkategorie
Einzelprojekt
Abstract
Die Fortschritte in der Kleintierpraxis haben für Haustiere - wie Hunde und Katzen - erhebliche medizinische Vorteile gebracht, werfen gleichzeitig aber auch ethische Fragen hinsichtlich der Angemessenheit und Erschwinglichkeit der Behandlungen auf. Durch die zunehmende Verfügbarkeit medizinischer Optionen in der heutigen Kleintierpraxis stellt sich somit immer weniger die Frage „Was können wir für Tiere tun?“, sondern führt zu den Fragen wie „Sollten alle zur Verfügung stehenden medizinischen Möglichkeiten zum Einsatz kommen?“ und „Wer kann bzw. möchte sich fortschrittliche Diagnose- und Behandlungsoptionen für das Tier leisten?“ Um diese Fragen zu klären, hat sich das „Best Interest Principle“ (BIP) als wichtiges Konzept herauskristallisiert, das Kleintiermediziner:innen und Tierhalter:innen bei der Bewertung der bestmöglichen Behandlungsoptionen und der Priorisierung des Wohlbefindens der Tiere bei tierärztlichen Entscheidungen unterstützt. Die zunehmende Anwendung des BIP sowohl in der veterinärmedizinischen Ethikforschung als auch in der tierärztlichen Praxis wirft jedoch konzeptionelle und praktische Fragen auf, die bisher vernachlässigt wurden: Wie konzeptualisieren Kleintiermediziner:innen und Tierhalter:innen das BIP, und was sind wichtige Komponenten und Merkmale für die Konzeptualisierung? Welche Faktoren seitens der Tiermediziner:innen (z.B. Ausbildung und Erfahrung) und Tierhalter:innen (z.B. Lebensumstände und finanzieller Hintergrund) beeinflussen die Konzeptualisierung? Wie wirkt es sich auf die Kommunikation und die gemeinsame Entscheidungsfindung aus, wenn sich sowohl die Konzeptualisierung des BIP als auch dessen Gewichtung in Entscheidungsprozessen zwischen Kleintiermediziner:innen und Tierhalter:innen differieren? Dieses Projekt unternimmt eine erste empirisch fundierte ethische Analyse dieser Herausforderungen und konzentriert sich dabei auf zwei zentrale Fragen: Erstens, wie konzeptualisieren und definieren Kleintiermediziner:innen und Tierhalter:innen das beste Interesse des tierischen Patienten? Und zweitens, wie wägen sie das BIP gegen andere Interessen bei tierärztlichen Entscheidungen ab? Dabei geht das Projekt von zwei Prämissen aus: Erstens gibt es ein mangelndes Bewusstsein für Veränderungen und damit zusammenhängende konzeptionelle Probleme, die eine stabile und progressive Entwicklung des BIP nicht fördern, sondern vielmehr in einem Konzept enden, das von Mehrdeutigkeit und Vagheit geprägt ist. Zweitens gibt es bisher keine empirischen Studien, die Licht auf die Konzeptualisierung, Bewertung und Gewichtung des BIP durch die Entscheidungsträger:innen in der Kleintierpraxis werfen. Das Projekt zielt darauf ab, diese Wissenslücken zu schließen, indem es theoretische Untersuchungen zu konzeptionellen Problemen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem BIP durchführt. Darüber hinaus werden im Rahmen des Projekts (repräsentative) empirische Studien mit Kleintiermediziner:innen und Tierhalter:innen durchgeführt, um empirische Erkenntnisse über die Konzeptualisierung und Definition des BIP und seine relative Bedeutung und Rolle bei der Entscheidungsfindung in der Kleintierpraxis zu gewinnen.

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